Eine kleine Stadt direkt am Dreiländereck zwischen den Niederlanden, Belgien und Deutschland mit einer langen und interessanten Geschichte. Die Stadt ist nicht nur heute etwas Besonderes, sondern war es bereits zu den Zeiten der Römer. Damals wie heute lockte sie viele Menschen an und hatte immer etwas Geheimnisvolles. Zwar gehört die Hauptstadt von Limburg geografisch gesehen zu den Niederlanden, jedoch zeigt die Geschichte und auch die Einflüsse der angrenzenden Länder, dass Maastricht sich deutlich von anderen Städten in den Niederlanden abhebt. Wer hier einen typisch holländischen Urlaub erleben will, muss auf Tulpen Märkte und Grachtenfahrten verzichten. Dennoch hat Maastricht viel für Urlauber und Einheimische zu bieten.
Die Geografische Lage und heutige Aufteilung der Stadt Maastricht
Im südöstlichen Teil der Niederlande, direkt an der Grenze zu Belgien und Deutschland ist die Stadt Maastricht zu finden. Mit seinen ca. 120.000 Einwohnern ist Maastricht nicht besonders groß, dennoch weit über die Landesgrenzen bekannt. Mitten durch die Stadt fließt die Maas und bildet damit einen natürlichen Bruch mitten durch die Hauptstadt. Die Maas und fielen kleine Bäche sorgten in der Vergangenheit dafür, dass viele Mühlen errichtet wurden. Ebenso bekannt ist das Gebiet für seine Weinberge und für zahlreiche kleine Brauereien, die es in der heutigen Zeit nicht mehr gibt. Die Weinberge hingegen blühen förmlich auf. Der Wein aus der Region Maastricht ist sehr beliebt. Die Nähe zu Belgien sorgt für den französischen Einfluss, der überall in der Stadt zu finden ist. In der Sprache findet sich die Nähe zu Deutschland wieder. Der Dialekt hat viel gemeinsam mit der deutschen Sprache.
Insgesamt teilt sich Maastricht in 7 Bezirke. Diese sind wiederum in insgesamt 44 Stadtviertel unterteilt. Das Zentrum der Stadt und damit den ersten Stadtteil bilden die Viertel Binnenstad, Jekerkwartier, Kommelkwartier, Statenkwartier, Boschstraatkwartier, Sint-Maartenspoort und Wyck. Im südwestlichen Bezirk befindet sich neben dem historisch bekannten Sin Pieter auch die ViertelVillapark, Jekerdal, Biesland, Campagne und Wolder. Im westlichen Stadtteil bildet das ehemalige Dorf Caberg mit den Bezirken Brusselsepoort, Mariaberg, Belfort, Pottenberg, Malpertuis, Oud-Caberg, Malberg, Dousberg-Hazendans und Daalhof eine wundervolle Gemeinde. Aus den Bezirken Boschpoort, Bosscherveld, Frontenkwartier, Belvédère und Lanakerveld setzt sich der nordwestliche Stadtbezirk zusammen. Ebenfalls durch ein ehemaliges Dorf entstand der östliche Bezirk, dem heute die Stadtteile Wyckerpoort, Heugemerveld, Wittevrouwenveld, Nazareth, Limmel, Scharn und Amby angehören. Im nordöstlichen Stadtteil findet man einen etwas andere Dialekt, welcher in den Vierteln Beatrixhaven, Borgharen, Itteren und Meerssenhoven deutlich zu erkennen ist. Die bekannte Universität befindet sich im Viertel Randwyck und bildet mit Heugem, Heer, De Heeg und Vroendaal den letzten der 7 Bezirke im südöstlichen Teil der Stadt.
Der Anfang von Maastricht
Die älteste Stadt der Niederlande kann auf eine lange und sehr ereignisreiche Vergangenheit zurückblicken. Namensgebend war wahrscheinlich der Begriff Mosae Traiectum aus dem Lateinischen. Das bedeutet so viel wie Maasübergang. Und genau diesen Übergang bauten die Römer. Eine Brücke, die über die Maas führte. Bereits im 3 Jahrhundert ließen die Römer sich in der Gegend nieder und errichteten eine Siedlung mit einem militärischen Stützpunkt und ein dazugehöriges Kastell. In Maastricht selbst und auch in der Provinz Limburg sind heute noch viele Überreste aus der Zeit der Römer zu finden. Immer wieder werden neue Gegenstände oder Orte entdeckt, die auf das Leben vor über 2000 Jahren hindeuten. Die Brücke selbst und auch Überreste des Kastells wurden im 20 Jahrhundert freigelegt. Mit diesen bedeutenden Funden kann die Zeitleiste rund um die wundervolle Stadt immer mehr vervollständigt werden.
Maastricht im Mittelalter
Diese Epoche war für die Stadt eine erneute Wendung und entscheidend in der Stadtgeschichte. Es gab eine doppelte Herrschaft zwischen dem Bischof von Lüttich und dem Herzog von Brabant. Der Herzog bekam Maastricht 1202 aufgrund des Lehnwesens. Hierbei handelte es sich um Herrschafts- und Besitzordnung, die im Mittelalter sehr gängig war. Der König selbst, welcher viel Land besaß, ernannte Lehensmänner. Diese bekamen ein Stück Land oder auch Gebäude und mussten als Gegenleistung dem König gegenüber treu und folgsam sein. Auf diese Weise stellte das Landesoberhaupt sicher, dass ausreichend Männer im Krieg hinter ihm stehen. Dem Bischof kam dieser Ordnung nicht entgegen. Er zerstörte die Stadtumwallung, die aus Gräben und Erdmauern bestand. Ab 1229 wurden dann erstmals Mauern aus Steinen gemauert, welche deutlich mehr Sicherheit boten.
Jedoch war das nicht sehr erfolgversprechend bereits 38 Jahre später wurde Maastricht belagert und besetzt. Bischof Heinrich, welcher zu der Zeit das Oberhaupt der Stadt war, versuchte diese jedoch zu halten. Als wirtschaftliche starke Stadt und wichtiger Handelsweg zwischen Flandern und dem Rhein war das ein wichtiger Zug. Erfolgreich war das Vorhaben jedoch nicht, sodass 1269 wieder der alte Rechtsstand galt. Jedoch musste Maastricht im Laufe der Geschichte immer wieder mit Belagerungen der Lütticher klarkommen.
1280 wurde die zerstörte Brücke der Römer durch die Sankt Servatius Brücke ersetzt. Diese ist heute noch erhalten. 1932 entschiede man sich, diesen Übergang zu erweitert. Auf diese Weise passte sie besser in die Zeit und das Verkehrsaufkommen. Jedoch musste die Brücke im Zweiten Weltkrieg viele Schäden einstecken. Im 13 und 15 Jahrhundert gab es immer mal wieder Stadterweiterungen. Tore und Stadtmauern wurden errichtet und verstärkt. Auch davon ist heute noch einige zu sehen in Maastricht.
Die Geschichte der frühen Neuzeit in Maastricht
Mit Beginn des 80-jährigen Krieges im Jahre 1579 kamen spanische Truppen nach Maastricht. Herzog von Parma belagerte mit seinen Männern die Stadt an der Maas und zerstörte sie weitgehend. Die folgenden Jahre versuchten die Jesuiten die Stadt für den Katholizismus zurückzugewinnen. 1632 übernahmen die niederländischen Generalstaaten die Doppelherrschaft. Friedrich Heine gab durch seine Stadtbefreiung von den Spaniern den Anstoß zu dieser Entscheidung. Die Rekatholisierung fand ein Ende. Protestanten und auch Jesuiten wurden gleichberechtigt und musste sich nicht mehr duellieren. Durch die Übernahme der niederländischen Generalstaaten konnte die Stadt und wichtige Bauten nun restauriert und wiederaufgebaut werden.
Maastricht konnte jedoch nur kurz durchatmen. Der Krieg zwischen den Niederlanden und Frankreich zwischen 1672 und 1679 führte zu einer erneuten Belagerung. Dieses Mal war es Ludwig XIV, der sich diesen Ort auswählte. Erst drei Jahre nach diesem Ereignis versuchte Wilhelm III. von Oranien erfolglos, die Stadt zurückzuerobern. Die Franzosen zogen sich erst nach dem Frieden von Nimwegen im Jahre 1678 zurück und hinterließen eine fast komplett zerstörte Stadt. Maastricht befand sich also wieder einmal im Aufbau. Bei diesem Wiederaufbau wurde jedoch für die Zukunft vorgesorgt. 1701 errichtete man das Fort Sint Pieter, welches für mehr Sicherheit im Zuge einer erneuten Belagerung sorgen sollte.
Die nächste Belagerung erfolgte jedoch bereits 47 Jahre später im Zuge des österreichischen Erbfolgekriegs. Erst der Frieden von Aachen sorgte dafür, dass die Franzosen sich wieder zurückzogen. Diese kamen jedoch 1794 erneut nach Maastricht. Die Truppen des Generals Jean-Baptiste Kléber nahmen die Stadt und andere Gebiete der Niederlande für die nächsten 20 Jahre ein. Es war der Hauptort des Département de la Meuse-Inférieure. Nach der Zeit von Napoleon 1815 ging Maastricht an das Vereinigte Königreich der Niederlande. 15 Jahre später erklärte sich jedoch die südliche Provinz des Landes als unabhängig und gründete das Land Belgien. Maastricht blieb den König gegenüber jedoch loyal und entschied sich trotz der Nähe zu Belgien weiterhin mit zu den Niederlanden zu gehören.
Maastricht wie man es heute kennt
Die vielen Belagerungen und auch die Zeit der Römer haben die Stadt im Süden der Niederlande geprägt. Noch heute ist an der Kultur und auch bei den Traditionen deutlich zu erkennen, welche Geschichte hinter der Stadt steckt. Der Zweite Weltkrieg sorgte für die letzte Belagerung in der Geschichte. Die Niederlande, Belgien und Luxemburg von Deutschland besetzt. Nach 4 Jahren und 4 Monaten gelang es den US-Truppen, die Länder zu befreien. Maastricht selbst wurde bis März 1945 zum Kommandozentrum der neunten US-Armee. Nach dem Rückzug und dem Ende des Krieges gewann Maastricht deutlich an Land. Kleine Gemeinden wurden eingegliedert und die Stadt bekam einen Aufschwung.
Aber Maastricht hat auch Erfolge zu verbuchen. Mitte des 19 Jahrhunderts bildete Hauptstadt Limburgs das Zentrum der Keramikindustrie der Niederlande. Wo heute ein vornehmes Wohnviertel ist, war bis in die 1980er-Jahre der Kern der Keramikwerke. 1995 kam der Bau des Bonnefantenmuseum von Aldo Rossi in genau diese Gegend. Auf der anderen Seite des Flusses wurden die Keramikwerke ebenfalls renoviert und modernisiert. Heute ist dort das moderne und bekannte Sphinx-Viertel zu finden. Besonders macht die Stadt aber auch der Vertrag von Maastricht. Hier wurde im Jahre 1992 vom Gouvernement aus die Europäische Union gegründet. Im Volksmund trägt die Stadt den Beinamen: Geburtsort des Euros.
Traditionsreiche Geschichte mit vielen Niederlagen und Erfolgen
Maastricht kann auf eine erstaunliche Geschichte zurückblicken. Die vielen Belagerungen und Niederlagen konnten der Stadt jedoch den Mut und den Willen zu kämpfen, nicht nehmen. Immer wieder wurde neue Kraft investiert und unterschiedliche Teile von Maastricht und seinen Bauwerken neu errichtet. Noch heute kann man aus jeder Zeitepoche die unterschiedlichsten Artefakte und Bauwerke besichtigen. Kirchen, Museen und andere Sehenswürdigkeiten laden Einheimische und Touristen ein, die Geschichte der Stadt im wunderschönen Limburg hautnah zu erleben. Einige Bauwerke können besichtigt werden, andere können nur noch auf Zeichnungen und Nachbildungen betrachtet werden. Eines ist jedoch sicher, diese Stadt macht die Geschichte nicht zu einer langweiligen Lektüre, sondern sorgt für Spannung und Abwechslung. Die Belagerungen und Eroberungen können heute als positiv betrachtet werden. Genau dieses Vorgehen macht Maastricht so einzigartig und sorgt dafür, dass es etwas anders ist als die landestypischen Städte der Niederlande.